Tierklinik im Tierzentrum Gelnhausen

A-Z der Tiergesundheit:

Hüftgelenksdysplasie beim Hund (Dysplasie – Fehlentwicklung)

Die Hüftgelenksdysplasie (HD), ist unter anderem eine der häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates bei Hunden. In der Regel sind die großwüchsigen Rassen betroffen, es können allerdings alle Hunderassen erkranken.

Bei einer Hüftgelenksdysplasie kommt es zu einer Fehlbildung der gelenksbildenden Strukturen des Hüftgelenks. Die verschiedenen Strukturen können zu einer Unstimmigkeit des Gelenks führen. Unrunde Oberschenkelköpfe, zu flache Hüftgelenkspfannen oder Missbildungen von Knochen können eine Instabilität hervorrufen. Im weiteren Verlauf kommt es zu der eigentlichen schmerzhaften Arthrose in den betroffenen Gelenken. Eine zusätzliche Überlastung anderer Strukturen wie der Vorderhand oder der schmerzhafte Rücken stellen auch ein Problem dar.

Bei jedem Hund sollte daher individuell geschaut werden, welche Therapie am sinnvollsten ist.

Wie entsteht eine Hüftgelenksdysplasie und vorher kommt sie?
Die Hüftgelenksdysplasie ist größtenteils erblich bedingt. Wichtig ist daher bei der Auswahl des Welpen im Falle von Zuchtrassen, auf die Auswertungen der Hüfte der Elterntiere in den Stammbäumen zu achten. Bei vielen Rassen ist dies schon eine Voraussetzung für die Zucht. Die Auswertung erfolgt durch eine angefertigte Röntgenaufnahme des Hundes in Narkose, welche dann von einem speziellen HD-Gutachter ausgewertet wird. Aber auch falsche Ernährung und Haltung begünstigen die Krankheit und können das Ausmaß einer HD stark beeinflussen.

Symptome einer Hüftgelenksdysplasie
Das häufigste Symptom am Anfang ist ein verändertes Gangbild, welches durch die Instabilität der Hüfte hervorgerufen wird. Durch diese Instabilität haben viele Hunde einen lockeren Hüftschwung in der Bewegung. Bei jungen Hunden entstehen Schmerzen durch die Instabilität des Gelenkes und die dadurch entstehende Reizung der Nervenfasern der Knochenhaut. In der Regel werden Schmerzen im Bereich der Hüfte hervorgerufen, indem das Gewebe verklebt und Muskeln verspannen.

Gerade bei älteren Hunden bereitet die zunehmende Arthrose im Gelenk Schmerzen, weil die Gelenkflächen nicht mehr gleiten können. Dadurch entsteht eine Fehlhaltung, welche dazu führt, dass immer mehr Knorpel im Hüftgelenk abgerieben wird und abstirbt. Betroffene Hunde haben zunehmend Probleme beim Aufstehen und Springen, weshalb sie ihre Bewegung einschränken. Treppensteigen fällt schwerer und viele Hunde meiden es, ins Auto zu springen.

Wie stellt man eine Hüftgelenksdysplasie fest?
Bei dem Verdacht einer HD kommt es zunächst zu einer orthopädischen Untersuchung. Hierbei reagieren die meisten Hunde auf Strecken des Hüftgelenks schmerzhaft. Meistens ist zusätzlich die Bewegung des Hüftgelenks eingeschränkt. Anschließend wird durch ein Röntgenbild (nicht zwangsläufig eine Narkose erforderlich) die genaue Ausprägung sichtbar. Bei der Beurteilung der Bilder wird dabei nach der vorliegenden Dysplasie von Oberschenkelkopf und Hüftpfanne, dem Ausmaß und der vorhandenen Arthrose geschaut. Wichtig ist auch, zusätzlich nach weiteren Erkrankungen wie Luxationen, Tumoren der Knochen u. v. m. zu schauen.

Wie wird die Hüftgelenksdysplasie behandelt?
Das Alter, die Beschwerden, der Grad der HD, die Ausprägung der Arthrose, das Körpergewicht des Hundes und die Einstellung und finanziellen Verhältnisse des Besitzers sind entscheidend für die Behandlung einer HD. Ziel der Behandlung ist immer eine Schmerzlinderung, eine Verzögerung des Fortschreitens der arthrotischen Veränderungen und eine Verbesserung der Gelenksbeweglichkeit. Folgeschäden sollten zusätzlich auch vermieden werden. Die Therapie kann dabei nicht-chirurgisch (konservativ) oder chirurgisch sein.

1. Konservative Behandlung (ohne operativen Eingriff)
- Schmerzen- und entzündungshemmende Medikamente
- Gewichtsanpassung und ggf. -reduzierung
- Ernährungsumstellung
- Anpassung des Liege- und Schlafplatzes des Hundes (orthopädisches Hundebett)
- Physiotherapie (Unterwasserlaufband, Lasertherapie, Stromtherapie, etc.)
- Muskelaufbau, Ausdauer- und Konditionstherapie
- Futtermittelzusätze, Naturheilkunde, Homöopathie

2. Chirurgische Behandlung
Es gibt unterschiedliche Operationsmethoden, welche sich nach Alter, Größe, Gewicht und Schweregrad der HD richten.

- Beckenosteotomie (dreifache oder zweifache Beckenosteotomie): Umstellung der Hüftgelenkspfanne, um eine bessere Stabilität für den Oberschenkelkopf zu erzielen.

- Denervation: Zerstörung der Nerven, um eine Schmerzfreiheit zu erlangen. Die Anatomie des Hüftgelenks bleibt aber bestehen.

- Pektinektomie: Durchtrennung oder Entfernung des Musculus Pectineus (kleiner Muskel) zur Distanzerhöhung von Femurkopf und Hüftpfanne.

- Femurkopf-Hals-Resektion: Entfernung des Oberschenkelkopfes und -halses. Hier bildet sich ein Ersatzgelenk, welches durch Bindegewebe und Muskeln stabilisiert wird.

- Künstliches Hüftgelenk: Einsatz einer Endoprothese. Gelenkpfanne und Gelenkkopf werden durch Implantate ersetzt.

- Symphysiodese: Technik für Hunde im Wachstum, bei der das Wachstum des Beckens beeinflusst wird, um so eine bessere Überdachung des Oberschenkelkopfes zu erzielen. (Für Hunde im Alter von vier bis fünf Monaten geeignet, aber in diesem Alter werden nur sehr selten Hunde mit dem Verdacht auf HD dem Tierarzt vorgestellt.)

- Goldimplantate: Sonderform der Akupunktur. Schmerzen sollen durch den Einsatz von Goldstiften auf den Akupunkturpunkten die Schmerzen lindern.

Prävention
Es sollten gelenksbelastende Aktivitäten im Wachstum des Hundes vermieden werden (z. B. Fahrrad fahren, weite Wanderungen). Zusätzlich sollten ein starkes Stauchen oder eine Überdehnung, welche beim Ball oder Frisbee spielen sowie durch tiefes Herabspringen hervorgerufen werden, vermieden werden. Man sollte auf eine ausgewogene Ernährung achten, welche einen angepassten eiweiß- und energiereichen Anteil hat. Das Hüftgelenk sollte durch einen angepassten und guten Muskelaufbau entlastet werden.

Fazit
Hüftgelenksdysplasie beim Hund ist eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben ihres Vierbeiners erheblich beeinträchtigen kann. Durch eine rechtzeitige Diagnose und eine individuelle Betrachtung der Erkrankung, können Sie Ihrem Hund dabei helfen, ein schmerzfreies und glückliches Leben zu führen. Achten Sie daher genau auf die Symptome und sprechen Sie uns an, damit wir gemeinsam eine geeignete Therapiemöglichkeit finden.

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