A-Z der Tiergesundheit:
Siehe auch richtige Ernährung von Nagetieren
Die richtige Ernährung ist Grundvoraussetzung für optimale Gesundheit und Leistungsfähigkeit
eines jeden Tieres. Nur durch ausgewogenes und artgerechtes Futter mit exakt kalkuliertem
Energie- und Nährstoffgehalt lassen sich Krankheiten vermeiden.
Aber nicht nur die Tierart muss bei der Fütterung berücksichtigt werden, sondern auch das Alter
des Tieres und evtl. die Rassezugehörigkeit. So haben ältere Tiere einen geringeren Energie-
bedarf und neigen daher schneller zur Fettsucht, während eine zu nährstoff- und energiereiche
Fütterung bei Jungtieren von großwüchsigen Riesenrassen zu Skelettwachstumsstörungen
führen kann. Auch zahlreiche Erkrankungen können durch eine entsprechende Diät positiv
beeinflusst werden.
Informieren Sie sich hier über eine angepasste Fütterung in den folgenden Fällen:
Fettsucht (Adipositas)
Von einer Fettsucht wird gesprochen, wenn das Gewicht des Tieres 20% über dem
Normalgewicht liegt. Verursacht wird sie oft durch ständigen Zugang zu Futter, das besonders
schmackhaft und energiedicht ist, sowie dem Fehlen von ausreichender Bewegung. Die Kalorien
im Futter, die das Tier nicht für die täglichen Aktivitäten verbraucht, werden als Körperfett
gespeichert.
Folgen einer Adipositas sind häufig weitere Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus
(„Zuckerkrankheit“), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates,
erhöhte Infektionsanfälligkeit und insgesamt eine geringere Lebenserwartung.
Neben einem Bewegungstraining ist ein wichtiger Bestandteil eines Programms zur Gewichts-
reduktion eine Diät mit geringem Energiegehalt. Futtermittel zur Unterstützung der Gewichts-
abnahme sind so entwickelt, dass das Tier trotz Kalorienreduktion eine ausreichende Menge
fressen darf und sich so auch während der Diät nicht hungrig fühlt. Gleichzeitig muss das Futter
in seiner Zusammensetzung ausgewogen sein, damit alle lebensnotwendigen Nährstoffe in
ausreichender Menge aufgenommen werden.
Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“)
Diabetes mellitus ist eine Erkrankung des intermediären Stoffwechsels, bei dem entweder die
Bauchspeicheldrüse kein oder nicht genügend Insulin produziert oder eine verminderte Ansprech-
barkeit des Gewebes auf Insulin vorliegt. Insulin ist ein Hormon, das für die Kontrolle des Blut-
zuckerspiegels zuständig ist. Steht die Diagnose „Zuckerkrankheit“ fest, muss dem Tier
lebenslang Insulin zugeführt werden ( Diabetes mellitus bei Hunden und Katzen).
Diabetiker, die auf Insulingaben eingestellt sind, können durch eine spezielle Diät unterstützt
werden. Die Fütterung zielt auf einen gleichmäßigen Blutzuckerspiegel ab, der unter anderem
durch die Zugabe von bestimmten Fasersystemen erreicht wird, die das Tempo der Verdauung
optimieren und für eine gleichmäßige Freisetzung der Nährstoffe sorgen. Zudem ist die Erhaltung
des idealen Körpergewichtes besonders für Diabetiker wichtig, damit im Bedarf an Insulin keine
Schwankungen auftreten.
Harnsteinerkrankungen
Erkrankungen des unteren Harntraktes können bei Hund und Katze zur Bildung von Kristallen
und/oder Harnsteinen führen. Betroffene Tiere weisen Symptome auf, die denen einer Blasen-
entzündung gleich sind. Sie setzten sehr häufig kleine Mengen Urin ab und sind oft nicht mehr
stubenrein. Der Harn kann Blutbeimengungen enthalten. Bei manchen Tieren (insbesondere
männliche, da sie eine engere Harnröhre besitzen) können die Steine oder Kristalle in die
Harnröhre gelangen und zu einem vollständigen Verschluss führen, der unter Umständen
lebensbedrohlich sein kann. Für die Entstehung kommen mehrere auslösende Faktoren in Frage.
Das am häufigsten festgestellte Mineral bei Harnsteinerkrankungen ist Struvit. Ursache der
Struvitausfällung ist eine pH-Wert-Verschiebung ins alkalische, wie sie oft bei Infektionen des
Urogenitaltraktes gesehen wird. Das zweithäufigste Mineral ist Kalziumoxalat. Kalziumoxalat-
kristalle sind weniger abhängig vom Milieu des Urins, auch wenn sie häufiger bei saurem
pH-Wert gesehen werden. Die Hauptbestandteile dieses Minerals werden mit dem Futter
aufgenommen, über die Nieren ausgeschieden und gelangen so in den Harn.
Auch das Verhalten und die körperliche Konstitution des Tieres spielen eine Rolle bei der
Kristallbildung. Übergewicht, mangelnde Bewegung, verringerte Wasseraufnahme und sogar
eine schmutzige Katzentoilette können dazu führen, dass das Tier weniger Urin absetzt, was
die Entstehung einer Erkrankung der unteren Harnwege begünstigt.
Betroffene Tiere sollten eine spezielle Diät erhalten, die den Gehalt an Konkrementbildnern im
Harn senkt und den pH-Wert auf ein Optimum einstellt.
Lebererkrankungen
Die Leber erfüllt viele lebenswichtige Funktionen im Körper und stellt das zentrale Stoffwechsel-
organ dar. Sie ist maßgebend an der Verdauung, Speicherung von Nährstoffen, Entgiftung und
Ausscheidung, sowie an der Blutgerinnung beteiligt. Alle diese Funktionen sind bei Leber-
erkrankungen häufig beeinträchtigt. Änderungen in der Zusammensetzung der Nahrung können
einen großen Einfluss auf die Menge an Nährstoffen und Toxinen haben, denen die Leberzellen
ausgesetzt sind.
Zur Förderung der Regeneration enthält eine Leberdiät viel Energie und hochwertige Nährstoffe,
ist jedoch gleichzeitig fettarm und proteinreduziert, um einer Anreicherung von Stoffwechsel-
produkten vorzubeugen. Spezielle Fasersysteme reduzieren die Ammoniakbildung im Darm.
Nierenerkrankungen
Die Nieren produzieren den Urin. Sie filtern aus dem Blut überschüssiges Wasser und
auszuscheidende Substanzen heraus. Daneben sind sie maßgeblich an der Regulation des
Mineralstoffhaushaltes beteiligt. Bei nachlassender Nierenfunktion reichern sich Giftstoffe im
Körper an und der Elektrolythaushalt gerät durcheinander. Da sich zerstörtes Nierengewebe
nicht mehr regeneriert, muss das verbliebene in seiner Funktion unterstützt werden. Eine
spezielle Nierendiät verhindert die Anreicherung von Giftstoffen im Blut, führt zu einer reduzierten
Harnstoffproduktion und hilft dem Körper, seinen Mineralstoffhaushalt zu regulieren.
Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes
Gastrointestinale Erkrankungen umfassen alle Krankheiten, die die Verdauung, die Aufnahme
und den Transport von Futterbestandteilen im Magen und/oder Darm beeinträchtigen. Die
ungestörte Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen sind für Tiere außerordentlich wichtig,
damit sie Gewebe aufbauen und erneuern können und damit ihnen für alle lebenswichtigen
Funktionen die notwendige Energie geliefert wird. Beim Transport von Futtermitteln durch
Magen und Dünndarm werden die komplexen Futterbestandteile durch Verdauungssäfte in
Einheiten gespalten, die klein genug sind, um die Darmwand zu passieren. Dieser Vorgang wird
als Verdauung bezeichnet. Nachdem die Nährstoffe vom Körper aufgenommen wurden, werden
verbleibende Nahrungsbestandteile in den Dickdarm transportiert, wo ihnen das restliche Wasser
entzogen wird und sie schließlich als Kot ausgeschieden werden.
Die häufigsten Symptome bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sind Durchfall und
Erbrechen. Durch eine Störung der normalen Verdauungsfunktion werden die Nährstoffe un
das Wasser aus der Nahrung nicht in ausreichender Menge aufgenommen und gehen somit
verloren. Bei sehr schweren Durchfällen besteht die Gefahr der Austrocknung. Gleichzeitig verliert
der Körper große Mengen an Salzen.
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle in der Behandlung von Erkrankungen des Magen-
Darm-Traktes. Das Futter muss hochverdaulich sein, damit trotz der reduzierten Aufnahme von
Nährstoffen eine angemessene Ernährung gewährleistet ist. Spezielle Magen-Darm-Diäten sind
so aufbereitet (laktose- und weizenglutenfrei, fettarm), dass der Durchfall gemildert wird.
Eine weitere Erscheinung, die zu Verdauungsproblemen bei Katzen führen kann, ist die Bildung
von Haarballen. Die Haare werden bei der Fellpflege von den Tieren aufgenommen.
Normalerweise befreit sich eine Katze durch Erbrechen von den verschluckten Haaren.
In seltenen Fällen sammeln sich die Haare jedoch im Darm und führen zu Verdauungsstörungen.
Katzen, die häufiger Probleme mit Haarballen haben, sollten ein Futtermittel bekommen,
das die Ausscheidung der Haare über den Verdauungstrakt fördert.
Hauterkrankungen
Hautbeschwerden sind bei unseren Haustieren sehr häufig zu beobachten, wobei die
Ursachen recht vielfältig sind. Sie reichen von parasitärem Befall über Allergien bis hin zu
Futtermittelunverträglichkeiten. Jedes Tier kann irgendwann im Leben eine Futtermittelintoleranz
oder -allergie entwickeln. Eine Futtermittelallergie ist eine übersteigerte Reaktion des Immun-
systems auf einen normalen Bestandteil der Nahrung (i.d.R. Proteine).
Die Fütterung einer speziellen Diät, welche die Haut in ihrer Funktion unterstützt, ist bei allen
Hauterkrankungen hilfreich, bei Futtermittelunverträglichkeiten ein Muss. Futtermittel für
hautempfindliche Tiere sind angereichert mit Antioxidantien wie ungesättigte Fettsäuren un
spezielle Vitamine, die die Abwehr der Haut stärken, und enthalten ausgewählte Proteinquellen,
um Unverträglichkeitsreaktionen vorzubeugen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Erkrankungen des Herzens gewinnen durch eine höhere Lebenserwartung der Tiere und eine
fortgeschrittene Diagnostik zunehmend an Bedeutung. Eine Schwäche des Herzens führt
meistens zu einer Abnahme der Pumpleistung einer oder beider Herzhälften. Dies kann zu
einer verminderten Durchblutung von Körpergeweben sowie einem Rückstau und damit zur
Ansammlung von Flüssigkeiten in der Lunge und/oder der Bauchhöhle führen. Die häufigsten
Symptome sind Leistungsschwäche, Husten und/oder ein aufgetriebener Bauch.
Da Herzerkrankungen in der Regel fortschreitend verlaufen, bedürfen sie einer lebenslänglichen
Behandlung.
Durch eine spezielle Diät kann das Wohlbefinden des Tieres gesteigert und der Medikamenten-
bedarf oftmals gesenkt werden. Die Nahrung für herzkranke Tiere ist leicht verdaulich und sollte
n mehreren kleinen Portionen verfüttert werden, damit eine zu hohe Magenfüllung die
Pumpleistung des Herzens nicht noch zusätzlich beeinträchtigt. Gleichzeitig enthalten diese
Diäten nur wenig Kochsalz, da Salze im Körper Wasser binden und dadurch den Blutdruck
erhöhen und Flüssigkeitsansammlungen verstärken, was wiederum eine höhere Herzleistung
erfordert. Ein Zusatz an L-Carnitin unterstützt die Funktion des Herzmuskels.
Zahngesundheit
Wie wir Menschen müssen auch Tiere ihr Gebiss reinigen, um die Gesundheit von Zähnen und
Zahnfleisch zu erhalten. Die Entstehung von Zahnbelag und Zahnstein hängt zum einen von der
Speichelzusammensetzung und der Zahnqualität des Tieres ab, und ist damit erblich bedingt,
zum anderen wird sie durch die Fütterung beeinflusst. Nahrung, die bei der Aufnahme gekaut
werden muss, übt einen reinigenden Effekt auf die Zähne aus und fördert die Durchblutung des
Zahnfleisches. Bei Tieren, die stark zur Zahnsteinbildung neigen, ist eine Fütterungsumstellung
insbesondere nach einer Zahnsteinentfernung zu empfehlen, um die Abstände zwischen den
notwendigen Zahnbehandlungen zu vergrößern.
Tiere in der Erholungsphase (Rekonvaleszenz)
Eine gute Ernährung ist für Tiere, die krank oder verletzt waren, die operiert wurden oder
mehrere Tage nicht gefressen haben, besonders wichtig. Die Zufuhr hoch qualitativer Nährstoff
in der richtigen Menge kann zudem verhindern, dass der Körper in dieser Zeit der höheren
Belastung sein eigenes Gewebe angreift und fördert somit die Wundheilung, während die
Infektionsanfälligkeit vermindert wird. Eine hochkonzentrierte Nahrung sollten Tiere bekommen,
die sehr wenig Futter aufnehmen, damit sie mit allen Nährstoffen versorgt werden, die sie brauchen.
Ältere Tiere mit Gelenkserkrankungen
In den späteren Lebensabschnitten eines Haustieres treten häufig Gelenksprobleme auf.
Betroffene Tiere zeigen einen steifen Gang, Lahmheiten, Schwierigkeiten beim Aufstehen oder
sogar Schmerzäußerungen. Durch das verminderte Aktivitätsniveau sind ältere Tiere häufig
übergewichtig, was die Entstehung von Gelenkserkrankungen noch begünstigt.
Je nach Erkrankung können die Gelenke durch spezielle Futtermittel, die einen Zusatz an
Glukosaminoglykanen und Chondroitinsulfat enthalten, in ihrer Funktion unterstützt werden,
indem die Nährstoffversorgung des Gelenkknorpels und damit die Gleitfähigkeit gefördert wird.
Ein optimales Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren wirkt entzündlichen Prozessen
entgegen. Um die Gelenksbelastung zu minimieren ist eine strenge Überwachung des
Körpergewichts zu empfehlen.
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