A-Z der Tiergesundheit:
Viele Funktionen im Organismus einer Katze übernimmt die Niere. Wenn sie nicht korrekt arbeitet, hat das weitreichende Folgen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es wichtig, die Anzeichen einer Niereninsuffizienz frühzeitig zu erkennen.
Die Niere ist ein lebensnotwendiges Organ mit wichtigen Aufgaben. Neben der Produktion von Hormonen, die unter anderem bedeutend für die Regulation des Blutdrucks sind, ist sie auch für den Flüssigkeitshaushalt wesentlich. Zusätzlich ist die Niere ein wichtiges Entgiftungsorgan: Sie filtert schädliche oder nicht mehr benötigte Stoffe aus dem Blut heraus und behält wichtige Mineralien und Vitamine im Organismus.
Was ist eine Niereninsuffizienz?
Bei einer Niereninsuffizienz ist die Niere in ihrer Funktion gestört. Sie kann ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen, da entweder Nierengewebe zerstört wurde oder die Niere vorübergehend funktionslos ist. Da beiden Nieren lebenswichtige Aufgaben zukommen, kann sich die Erkrankung bei weiterem Fortschreiten lebensbedrohlich entwickeln. Die Niereninsuffizienz lässt sich in eine akute und eine chronische Form aufteilen:
- Die akute Niereninsuffizienz entsteht sehr plötzlich und kann wieder verschwinden.
- Die chronische Niereninsuffizienz besteht zum Diagnosezeitpunkt schon über einen längeren Zeitraum, meistens seit zwei Wochen oder noch länger. Das Voranschreiten kann man zwar verlangsamen, aber zerstörtes Nierengewebe lässt sich nicht wieder herstellen.
Was ist die Ursache einer Niereninsuffizienz?
Insbesondere die chronische Niereninsuffizienz ist eine vorwiegend altersbedingte Erkrankung bei Katzen. Bei dieser chronischen Form wird das Nierengewebe mit seinen funktionellen Einheiten, den Nierenkörperchen, nach und nach beschädigt und kann somit nicht mehr vollständig seine Funktion übernehmen. Schädliche Stoffe wie Schwermetalle, bestimmte Pflanzen (z. B. Lilien), verschiedene Wirkstoffe aus Medikamenten, Frostschutzmittel und auch Pflanzenschutzmittel können ebenso Auslöser für eine Niereninsuffizienz sein. Wenn die Durchblutung der Niere beeinträchtig ist, durch eine Infektionskrankheit oder durch einen hohen Blutverlust oder nach einem Schock, ist sie nicht mehr in der Lage, ihrer Aufgabe nachzukommen. Dann handelt es sich hierbei um eine akute Niereninsuffizienz.
Doch was sind die Symptome und wie wird die Diagnose gestellt?
Symptome wie gesteigerter Durst und dadurch vermehrter Urinabsatz, Veränderung des Fells (stumpfes, trockenes und struppiges Fell) sowie Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen können auftreten. Zudem sind viele Katzen mit einer Niereninsuffizienz ausgetrocknet (dehydriert). Dies kommt daher, dass der Elektrolyt - und Wasserhaushalt bei einer Niereninsuffizienz nicht mehr erfolgreich über die Nieren kontrolliert werden kann.
Doch wie wird die Niereninsuffizienz diagnostiziert? Nach der ersten Allgemeinen Untersuchung Ihres Tieres und einer ausführlichen Berichtserstattung vom Besitzer über die vorliegenden Beschwerden, wird eine Blutuntersuchung gemacht. Hierbei sind die zwei Werte Kreatinin und Harnstoff aussagekräftig. Bei den beiden Stoffen handelt es sich um Abbauprodukte aus dem Stoffwechsel. Normalerweise verlassen sie den Körper wie gewohnt über den Urin. Liegt jedoch eine Nierenstörung vor, sind die zwei Werte im Blut erhöht. Allerdings steigen sie erst, wenn 75 Prozent der Nieren nicht mehr funktionsfähig sind. Um die Niereninsuffizienz früher zu erkennen, eignet sich der sogenannte SDMA-Wert. Dieser Wert ist zuverlässiger und steigt früher. Zusätzlich sollten auch das Phosphat sowie das Calcium im Blut bestimmt werden.
Doch wie sieht die Therapie aus?
Bei einer akuten Niereninsuffizienz muss umgehend die noch vorhandene Nierenfunktion unterstützt werden. Daher ist es sehr wichtig, zunächst den Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen. Dies geschieht mit intravenösen Infusionen und der Zufuhr von Elektrolyten. Da dies meist über zwei bis drei Tage stattfindet, empfiehlt es sich, Ihr Tier stationär in der Tierklinik zu lassen. Die Blutwerte werden dann nochmal kontrolliert und es sollte nun auch schon eine Verbesserung erkennbar sein.
Bei der chronischen Niereninsuffizienz sieht es mit der Therapie etwas anders aus. Hier ist das Ziel, ein Fortschreiten zu verlangsamen. Zudem soll die Lebensqualität aufrechterhalten bzw. gesteigert werden. Die Basis hierbei ist die Fütterung. Es sollte spezielles Nierenfutter gegeben werden, welches man ausschließlich beim Tierarzt kaufen kann. Dieses spezielle Futter weist einen niedrigen Proteingehalt auf, wodurch weniger harnpflichtige Substanzen überhaupt erst entstehen. Zusätzlich enthält es weniger Phosphor. Außerdem sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. Katzen trinken ohnehin schon sehr wenig, daher sollte frisches Wasser immer ausreichend zur Verfügung stehen. Mit Fleischsaft kann es attraktiver gemacht werden. Manche Katzen finden auch Trinkbrunnen sehr ansprechend. Ergänzt werden kann die Therapie mit speziellen Medikamenten. Bestimmte Arzneimittel senken den Blutdruck oder fangen Phosphor aus der Nahrung ab. Zusätzlich können Mittel gegen Übelkeit und welche, die appetitanregend wirken, unterstützend gegeben werden.
Insgesamt jedoch wird die Therapie einer chronischen Niereninsuffizienz bei der Katze immer individuell eingestellt, je nachdem, welche Symptome das Tier zeigt. Außerdem kann es trotz der Behandlung sein, dass es zu einem akuten Schub kommt, der kurzfristig sehr starke Symptome hervorrufen kann. Werden diese Symptome aber konsequent behandelt, besteht die Chance, dass die Katze wieder auf den zuvor stabilen Zustand gebracht werden kann.
Fazit
Die chronische Niereninsuffizienz bei der Katze ist eine unheilbare Erkrankung. Früh erkannt und mit der richtigen Behandlung, können betroffene Katzen jedoch oft noch lange bei guter Lebensqualität überleben. Da vor allem ältere Katzen betroffen sind, sollten bei regelmäßigen Senioren-Checks unbedingt die Nieren mit untersucht werden. Die akute Niereninsuffizienz kann bei früher Feststellung und Behandlung gut behandelt werden.
Zu spät erkannt, kann jedoch auch diese tödlich enden.
Bei beiden Formen gilt: je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser!
Lesen Sie hier, wie wir Ihr Tier medizinisch versorgen und betreuen können.
© 2024 Tierklinik im Tierzentrum Gelnhausen