A-Z der Tiergesundheit:
(1) Glukosekurven zur Einstellung
Unter Glukosekurven (auch Glukose-Tagesprofile genannt) versteht man die regelmäßige
Messung des Blutzuckerspiegels alle 2-3 Stunden während eines Tages (meist 12 Stunden lang).
Initial sind Glukose-Kurven notwendig, um die Insulinwirkung richtig einschätzen zu können.
Nur so lässt sich die Effizienz des gewählten Insulinpräparates bei individuellen Patienten
abschätzen und falls nötig anpassen:
1. Wann tritt das Wirkungsmaximum ein?
2. Gibt es ein oder mehrere Wirkungsmaxima?
3. Wie tief sinkt die Glukose maximal?
4. Wie lange wirkt das Insulin?
5. Welche Glukose Schwankungen treten während eines Tages auf?
Glukose Kurven liefern jedoch nicht nur diese Antworten, sie sind auch notwendig einen
"Somogyi Overswing" zu erkennen. Bei diesem Phänomen kommt es nach einer Hypoglykämie
(< 3.0 mmol/l) zu einer Gegenregulation des Körpers mit nachfolgender massiver Hyperglykämie
(> 25 mmol/l). Wird nun beispielsweise die Glukose nur einmal täglich gemessen, z.B. morgens,
so kann dieses Phänomen nur schwer erkannt werden und dies kann zu schwerwiegenden
Behandlungsfehlern führen.
Beispiel: Eine Katze (5kg) mit Diabetes mellitus wird initial mit 3 Einheiten Insulin eingestellt.
Bei der nächsten Kontrolle ist die Glukose um 8 Uhr morgens bei 31.3 mmol. Da die Katze
laut Besitzerangaben auch klinisch noch nicht gut eingestellt ist, wird die Insulinmenge auf
4 Einheiten erhöht und nach Hause geschickt. Als die Besitzer 2 Tage später wieder zur
Kontrolle erscheinen, ist die Glukose nun bei 32 mmol/l. Schrittweise wird die Insulinmenge
auf nun 6 Einheiten erhöht und der Fall schließlich wegen nicht regulierbarem Diabetes
überwiesen. Die nun durchgeführte 12 Stunden Glukose Kurve zeigt einen Abfall der Glucose
auf 1.9 mmol/l 3 Stunden nach der Insulingabe- und anschließend einen Anstieg auf 33 mmol/l.
Ein klassischer Fall eines Somogyi Overswing - die Katze war mit Insulin überdosiert worden
(und war schließlich mit 2 Einheiten gut eingestellt). Ohne ein Glukose Tagesprofil wäre dieses
Phänomen nicht leicht erkennbar gewesen.
Probleme bei der Erstellung von Glukosekurven
Bis vor kurzem mussten solche Glukose Kurven in der Praxis und Tierklinik durchgeführt werden,
da nur die wenigsten Besitzer in der Lage sind, zu Hause eine Venenpunktion durchzuführen.
Die Durchführung eines Glukose-Tagesprofils in der Tierklinik ist aber auch nicht unproblematisch:
Zum einen ist es arbeits- und zeitaufwändig und damit relativ teuer für die Besitzer und wird
deshalb nicht so häufig durchgeführt, wie für eine optimale Einstellung notwendig wäre.
Zum anderen ist denkbar, dass eine beim Tierarzt erstellte Glukose Kurve nicht zu Hause
auftretende Glukosewerte wiederspiegelt. Eine unfamiliäre Umgebung, die Manipulation durch
den Tierarzt, oder das Fehlen der Besitzer könnten verfälschte Glukosewerte hervorrufen.
Stress kann speziell bei der Katze zu deutlichen Glukoseerhöhungen führen. So könnte der
Stress schon von Anfang an zu höheren Werten führen oder ein kontinuierlicher Glukoseanstie
aufgrund des Stresses den Tag hindurch beobachtet werden.
Andererseits ist es aber auch möglich, dass Hunde oder Katzen sich weigern in der Praxis zu
fressen, was zu deutlich niedrigeren Zuckerwerten führt. In diesen Fällen ist es schwierig die
Glukose Kurve, bzw. die Wirkung des Insulins zu beurteilen.
Glukose Messungen durch Besitzer
Die meisten Besitzer sind stark daran interessiert, bei ihren Tieren regelmäßige Messungen
durchzuführen und Glukose Tagesprofile daheim zu erstellen, siehe Diabetiker Tagebuch [PDF] (Heimmonitoring).
Die Messung des Glukosespiegels zu Hause durch die Besitzer ermöglicht nun erstmals ein
Heimmonitoring diabetischer Hunde und Katzen durchzuführen, was eine bessere Einstellung
des Insulinbedarfes ermöglicht (Das Spritzen von Insulin).
Fortsetzung: (2) Heimmonitoring - Die Erstellung der Glukosekurve
Lesen Sie hier, wie wir Ihr Tier medizinisch versorgen und betreuen können.
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